Schweizer Gießerei-Industrie: Deutliches Minus mit positivem Ausblick

Die zu rund 80 Prozent für den Export tätige Schweizer Gießerei-Industrie wurde 2020 durch die pandemiebedingten Einschränkungen überwiegend ausgebremst. Für die anhaltend innovationsstarke und investitionsfreudige Branche eröffnete sich in der Pandemie aber auch die Chance, als lokaler Zulieferer vermehrt berücksichtigt zu werden. Innovative Gussteile „Made in Switzerland“, nachhaltig produziert mit hohem Qualitätsanspruch, finden wieder verstärkt Beachtung bei Kunden im In- und Ausland. Die Konjunkturerholung sorgt für eine verhalten optimistische Prognose im 2021.

Wartet auf den Aufschwung: Aluminiumgussmaterial in der Schweiz. Foto: ALUMINIUM KURIER

Insgesamt sank 2020 das Produktionsvolumen der 45 im Giesserei-Verband der Schweiz (GVS) zusammengeschlossenen Unternehmen gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent auf 35750 abgelieferte Tonnen. Beim Leichtmetallguss betrug der Rückgang 20 Prozent, beim Eisenguss 13 Prozent und bei den Kupferlegierungen ebenfalls 13 Prozent. Das zeigen die Auswertungen des Branchenverbands. Einzelne Gießereien mussten im abgelaufenen Jahr dramatische Umsatzeinbußen, teils bis zu 35 Prozent hinnehmen. Positiv hervorzuheben: Dank hoher Flexibilität der Unternehmen, solider finanzieller Rücklagen und des Instruments „Kurzarbeit“ kam es im 2020 zu keiner großen Entlassungswelle in der Branche, die rund 2400 Mitarbeitende beschäftigt.

Chancen für lokale Produzenten

In der Pandemie eröffnete sich die Chance, als lokaler Zulieferer wieder vermehrt berücksichtigt zu werden. Die Innovationsstärke der Schweizer Gießereien, technologisch hoch entwickelte Gussteile mit hohem Qualitätsanspruch für den Einsatz in allen Lebensbereichen nachhaltig produzieren und zuverlässig liefern zu können, bewog ehemalige und neue Kunden dazu, ihre Aufträge an Schweizer Gießereien zu vergeben.

Zudem konnten Neuaufträge mit innovativen Gussprodukten für den Hygiene- und Medizinbereich sowie für Armaturen und Wasseraufbereitungsanlagen gewonnen werden. Bei einigen Mitgliedsunternehmen des GVS sorgte die gestiegene Nachfrage aus diesen Bereichen sogar für hervorragende Geschäftsergebnisse.

In Anwendermarkt Transportwesen konnte die Schweizer Gießerei-Industrie ihre gute Position auch im vergangenen Jahr erhalten, dank komplexen Leichtbau-Gussteilen zur Verringerung des CO2-Austoßes und für die Elektromobilität. Die unerwartet schnellen konjunkturellen Aufwärtstrends im Automobilbereich, mit einer gestiegenen Nachfrage für PKWs und Nutzfahrzeuge sowie im Schienenfahrzeugmarkt, sorgten ab dem vierten Quartal 2020 wieder für eine höhere Produktionsauslastung in den Schweizer Gießereien.

Positiver Trend

Wenn auch stark zyklisch, hält dieser positive Trend in der Schweizer Gießerei-Industrie im laufenden Jahr trotz der Lockdowns im In- und Ausland an. Auch die Nachfrage aus der Schifffahrt nimmt kontinuierlich an Dynamik zu. Im Maschinenbau lässt sich noch keine wesentliche konjunkturelle Erholung feststellen. Die bis zur Jahresmitte überwiegend wieder gut gefüllten Auftragsbücher stimmen die Branchenführer der Schweizer Gießerei-Industrie derzeit verhalten optimistisch, wie eine Umfrage unter den GVS-Vorstandsmitgliedern zeigte. Einige Betriebe machen bereits seit Monaten keine Kurzarbeit mehr und haben insbesondere im Druckguss für die Automobilindustrie die Produktion wieder im Mehrschichtbetrieb hochgefahren.

Fachpersonal gesucht

Angesichts der sich rasch verändernden, unvorhersehbaren Rahmenbedingungen sei im 2021 weiterhin eine hohe Flexibilität gefordert. «Seit Jahresbeginn sind die Rohstoffpreise massiv gestiegen und der Preisdruck bei der Vergabe von Aufträgen hat weiter zugenommen», schildert GVS-Präsident Danilo Fiato. Gutes Fachpersonal werde in der Schweizer Gießerei-Industrie auch im schwierigen Umfeld der Pandemie gesucht. Anhaltend innovationsstark und investitionsfreudig bieten Schweizer Gießereien attraktive Ausbildungen und Berufe mit Zukunft an.