Rohstoffsicherheit beginnt mit Respekt – nicht mit Belehrung

Deutschlands Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen ist eine geopolitische Schwachstelle. Jetzt braucht es strategische Partnerschaften mit dem globalen Süden – für mehr Resilienz und gemeinsame Wertschöpfung. Gerd Röders, Präsident der WVMetalle in Berlin, sieht andere interessante Ansätze für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Gerd Röders, Präsident der WVMetalle in Berlin, setzt auf Partnerschaften und das strategische Zusammenspiel von Wirtschaft, Außen- und Entwicklungspolitik. Foto: WVM

 

Seltene Erden, aber auch Rohstoffe wie Magnesium und Aluminium sind unverzichtbar für moderne Industriegesellschaften – und damit für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands. Ohne sie gäbe es keine Smartphones, keine Autos und keine Windräder. Selbst für die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes sind diese Materialien essenziell. Deutschland verfügt noch über eine beachtliche Zahl an Betrieben, die solche Rohstoffe aufbereiten und in die industrielle Wertschöpfung einspeisen. Doch die Grundstoffe selbst müssen importiert werden – und genau hier liegt die strategische Achillesferse.

Strategische Abhängigkeiten

China betreibt seit Jahren eine geopolitisch motivierte Rohstoffpolitik. Durch langfristige wirtschaftliche Kooperationen, insbesondere in Afrika und Teilen Asiens, hat sich Peking umfassende Zugriffsrechte auf seltene Erden und andere kritische Metalle gesichert. Teilweise wurden Rohstoffe wie Magnesium zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt gebracht – mit dem Ergebnis, dass sich global viele marktwirtschaftliche Wettbewerber aus dem Geschäft zurückziehen mussten. So entstanden strategische Abhängigkeiten, die uns heute teuer zu stehen kommen.

Die USA agieren in dieser Frage deutlich geopolitischer und zielgerichteter. Zwar sind viele Maßnahmen der Trump-Administration sprunghaft – doch sie folgen einer strategischen Linie: „Zero China“ und mehr Rohstoffverarbeitung im Inland. Schon unter Präsident Biden wurde mit dem Inflation Reduction Act ein kräftiger Impuls in diese Richtung gesetzt. Europa hingegen hat lange Zeit vor allem zugesehen und weiter einen rein marktwirtschaftlichen Ansatz verfolgt. Inzwischen beginnt sich die Haltung zu ändern – doch die Wende braucht Substanz und Geschwindigkeit.

Beteiligung an der Wertschöpfung

Dass das möglich ist, zeigt unsere praktische Erfahrung als Verband. Bei Gesprächen mit Partnern aus afrikanischen Ländern oder auch mit der bolivianischen Botschaft wurde deutlich: Der globale Süden will zunehmend mehr als nur Rohstoffe liefern. Er will an der Wertschöpfung beteiligt werden – mit industrieller Verarbeitung, Technologiezugang und Partnerschaften. Europa hat hier einen Vorteil: Es gilt vielerorts noch als verlässlicher, neutraler Partner – weniger polarisierend als China oder die USA. Diese Glaubwürdigkeit sollten wir nutzen. Denn geopolitisch neutrale Räume werden seltener.

Partnerschaften schaffen und Perspektiven bieten

Was es jetzt braucht, ist ein strategisches Zusammenspiel von Wirtschaft, Außenpolitik und Entwicklungspolitik. Es reicht nicht, Rohstoffe einkaufen zu wollen. Wir müssen Partnerschaften anbieten, die Perspektiven schaffen – in der Region und für unsere Industrie. Denn zwischen dem Bergwerk und der Fertigungslinie in der Automobilfabrik liegen viele industrielle Prozessschritte. Wenn wir bereit sind, nicht nur Rohstoffe zu fordern, sondern gemeinsame Entwicklung zu ermöglichen, stärken wir nicht nur unseren Industriestandort. Wir sichern zugleich unsere Resilienz – wirtschaftlich wie verteidigungspolitisch.“