Horst Binnig: „E-Mobilität nicht ohne Verbrenner-Know-how“

„Der weltweite Boom der Elektromobilität wird sich auch nachhaltig positiv auf traditionelle Spezialisten aus dem Bereich Verbrennungstechnik auswirken“, so Horst Binnig, CEO von Rheinmetall Automotive. „Die Automobilhersteller benötigen für ihre modernen Antriebssysteme die Unterstützung einer funktionierenden Zuliefererbasis und vor allem deren mit der Verbrennungstechnik langjährig gewachsenes Know-how in den Bereichen Entwicklung und Fertigungstechnik. Voraussetzung ist allerdings, dass diese Unternehmen den Wandel rechtzeitig erkannt und die unternehmerischen Weichen entsprechend frühzeitig gestellt haben“, so der Chef des langjährigen deutschen Entwicklungspartners der internationalen Automobilindustrie.

Horst Binnig, CEO Rheinmetall Automotive AG. Foto: Rheinmetall

Dies gelte in besonderem Maße für diejenigen Komponenten elektrischer Antriebe, die aufwändige und Know-how-intensive Produktionsverfahren bei der Herstellung voraussetzen. Binnig nennt hier als nur ein Beispiel den Aluminiumguss von Gehäusen für Elektromotoren, die sein Unternehmen aktuell im rund 200 Kilometer westlich von Shanghai gelegenen Guangde für Volkswagen China produziert. Das aufwändige Kühlsystem dieser hochmodernen Komponente, die zur notwendigen Temperierung des Elektroantriebs beitrage, setze ein besonderes Gießverfahren voraus, das exklusiv in Deutschland zur Serienreife entwickelt wurde und mittlerweile erfolgreich in China eingesetzt wird.

Die Erfahrung bleibt maßgebend

Ferner zählen für den Rheinmetall Automotive Chef die ebenfalls auf eine Temperierung angewiesenen Träger für Batteriepacks zu dieser äußerst Know-how-trächtigen Produktrange. Hier seien auch Start-ups auf den Beitrag traditioneller Zulieferer aus dem Verbrennungsbereich angewiesen.
Binnig geht sogar noch einen Schritt weiter: „Auch bereits seit vielen Jahren in Verbrennungsmotoren eingesetzte elektrische Kühlmittelpumpen aber auch innovative Wärmepumpen sind notwendig, um das erforderliche komplizierte Temperaturmanagement von Leistungselektronik, Elektromotor oder Batterie nebst der Beheizung des Fahrgastraumes zu gewährleisten. Hinzu kämen last not least auch elektrische Vakuumpumpen, so Binnig weiter, um den notwendigen Bremsdruck auch bei Elektro-, Hybrid- oder gar Brennstoffzellenfahrzeugen aufzubauen.

16 Standorte in China

Allein im Bereich E-Mobilität verweist der Chef des weltweit operierenden Spezialisten für Emissionsminderung und  Effizienzsteigerung in der Motorentechnik für sein Unternehmen auf einen Auftragseingang von über 800 Millionen Euro.
In China beschäftigt Rheinmetall Automotive an 16 Standorten rund 5.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2018 mit seinen dortigen Joint-Ventures sowie 100-prozentigen Tochtergesellschaften ein Umsatzvolumen von insgesamt mehr als  einer Milliarde Euro. Dies entspricht einem währungsbereinigten Zuwachs von 5,7 Prozent gegenüber 2017.