Globale Aluminiumverbände gegen staatliche Subventionen

"Hin zu einem gerechteren und saubereren Handel mit Aluminium“: Globale Aluminiumverbände fordern die G7-Handelsminister auf, gegen staatliche Subventionen vorzugehen. Ein neues Informationspapier erläutert die wirtschaftlichen und ökologischen Kosten des Nichthandelns.

Vor allem chinesische Subventionen bedrohen den fairen Handel. Foto: AdobeStock_grisbp

Anfang Februar haben die Aluminium Association, European Aluminium, die Aluminium Association of Canada und die Japan Aluminium Association gemeinsam ihr neuestes Informationspapier für politische Entscheidungsträger mit dem Titel „Towards a Fairer and Cleaner Trade in Aluminium“ veröffentlicht. Es befasst sich mit den aktuellen Herausforderungen im globalen Aluminiumhandel und zitiert Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Sie zeigen, wie massive staatliche Subventionen, insbesondere in China, die Aluminiumlieferketten verzerren und die Umwelt schädigen. Das Briefing wurde den führenden Handelsministern aller G7-Staaten (Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten) übermittelt.

Unfaire Subventionen für chinesische Unternehmen

Das Papier erläutert unter anderem, dass die Aluminiumproduktion in China in den letzten 20 Jahren von etwa zehn Prozent des Weltmarktes auf heute fast 60 Prozent gestiegen ist. Ein Großteil dieses Wachstums wurde durch massive staatliche Subventionen gefördert, die nicht mit den WTO-Regeln vereinbar sind. In einem OECD-Bericht aus dem Jahr 2021 wurden staatliche Subventionen für 32 Unternehmen untersucht, die 70 Prozent des weltweiten Aluminiummarktes repräsentieren. Die Studie ergab, dass chinesische Unternehmen staatliche Unterstützung in Höhe von vier bis sieben Prozent des Jahresumsatzes erhielten. Die vergleichbare Unterstützung bei nicht-chinesischen Unternehmen machte lediglich 0,2 Prozent des Jahresumsatzes aus. Diese Subventionen begünstigen in unfairer Weise die chinesische Produktion. Sie geht auf Kosten von mehr als 1,8 Millionen direkter und indirekter Aluminiumarbeitsplätze, die die Branche in den USA, Europa, Kanada und Japan bietet. Außerdem schwächen sie die inländischen Lieferketten für viele Produkte, die für die nationale und wirtschaftliche Sicherheit von entscheidender Bedeutung sind.

Darüber hinaus unterstützen die oben genannten staatlichen Subventionen in der Regel die Gewinnung, Produktion, Verarbeitung und den Export von Produktionssystemen, die hohe Treibhausgasemissionen verursachen, anstatt die hochmoderne Aluminiumproduktion zu fördern. Etwa 88 Prozent der chinesischen Aluminiumproduktion wird mit Kohlestrom erzeugt, der im Vergleich zu den in der übrigen Welt üblichen Systemen auf der Grundlage von Wasserkraft zehnmal so viel CO2 pro Tonne Aluminium ausstößt.

Verbände fordern sofortiges Handeln

„Angesichts des anhaltenden Nachfragewachstums und der US-Investitionen in Höhe von insgesamt vier Milliarden Dollar in den letzten zehn Jahren hat amerikanisches Aluminium in den 2020er Jahren und darüber hinaus enorme Erfolgschancen“, sagte Charles Johnson, Präsident und CEO der Aluminum Association. „Um unser volles Potenzial auszuschöpfen, bedarf es jedoch einer klugen Politik, um die massiven staatlichen Subventionen zu bekämpfen, die die globalen Lieferketten verzerren und die Bemühungen der Branche um eine Dekarbonisierung bremsen. Nicht nur staatliche Unternehmen sondern Aluminiumfirmen überall sollten von der Nachfrage profitieren, die bis 2050 weltweit um 80 Prozent steigen dürfte. “

„Unfaire Handelspraktiken untergraben den enormen wirtschaftlichen und sozialen Nutzen heimischer Wertschöpfungsketten, die für die Verwirklichung des europäischen Green Deal entscheidend sind und beschleunigen einen alarmierenden Trend, mit dem Europa in den letzten Jahren konfrontiert war: eine zunehmende Importabhängigkeit von kohlenstoffreichen Produkten, die nicht den europäischen Nachhaltigkeitsstandards entsprechen“, sagte Paul Voss, Generaldirektor von European Aluminium.

„Kanadas verantwortungsvoll produziertes CO2-armes Primärmetall ist das Ergebnis massiver, milliardenschwerer Modernisierungs-Investitionen, betrieblicher Effizienz und eines strengen regulatorischen Umfelds“, sagte Jean Simard, Präsident und CEO der Aluminium Association of Canada. „Um unsere Dekarbonisierung voranzutreiben, brauchen wir klare und saubere Handelsbedingungen, um zu verhindern, dass subventionierte CO2-Emissionen unsere nordamerikanische Wertschöpfungskette stören. “

„In Japan sind 2400 Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette von Aluminium tätig und sichern fast 100.000 Arbeitsplätze", sagte Yasushi Noto, Geschäftsführer der Japan Aluminium Association. „Aluminium ist im Vergleich zu anderen Werkstoffen sehr gut zu recyceln und die Industrie spielt eine wichtige Rolle bei der Verringerung des CO2-Fußabdrucks. Um das Ziel der Kohlenstoffneutralität zu erreichen, müssen wir die mit der verzerrten globalen Aluminium-Wertschöpfungskette verbundene Kohlenstoffverlagerung verhindern. “

Die Aluminiumverbände fordern ein sofortiges Handeln und Aufmerksamkeit, um diese systemischen Herausforderungen anzugehen. Im Papier heißt es: „Wir bieten unsere Hilfe an, um zur Schaffung moderner Handelsregeln beizutragen, die unserem Sektor - und allen Industriesektoren - zugutekommen. “

Konkrete Aufforderungen zum Handeln sind:

  • Aktualisierte WTO-Regeln für Industriesubventionen: Die Welthandelsorganisation (WTO) sollte ihre Regeln aktualisieren, um Länder zu disziplinieren, die nicht marktorientierte Praktiken anwenden, einschließlich massiver und schädlicher staatlicher Subventionen. Eine solche Maßnahme wäre ein umfangreiches Unterfangen, ist aber wahrscheinlich die effektivste langfristige Lösung zur Bekämpfung marktverzerrenden Verhaltens.
  • Starke Durchsetzung des Handels: Die Länder sollten weiterhin die verfügbaren handelspolitischen Durchsetzungsinstrumente nutzen, um unfaire Handelspraktiken auf den betreffenden Märkten zu bekämpfen. Die Regierungen der USA, Europas, Kanadas und Japans haben in den letzten Jahren in erheblichem Maße von handelspolitischen Durchsetzungsinstrumenten Gebrauch gemacht und diese Bemühungen sollten fortgesetzt werden.
  • Multilaterales Engagement: Die trilaterale Partnerschaft zwischen den USA, der EU und Japan, die globale Vereinbarung zwischen den USA und der EU über nachhaltigen Stahl und Aluminium, der Handels- und Technologierat zwischen den USA und der EU sowie die Arbeitsgruppe „Globale Handelsherausforderungen" haben alle auf die Herausforderungen durch marktverzerrendes Verhalten im Aluminiumhandel hingewiesen. Diese Gruppen müssen nun auf konkrete politische Lösungen hinarbeiten, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

„Wir brauchen die Freiheit, robuste und widerstandsfähige Lieferketten in einem Umfeld aufzubauen, in dem die öffentliche Politik transparent, berechenbar und nichtdiskriminierend ist. Diese Bedingungen sind unerlässlich, um Anreize für die enormen privaten Investitionen zu schaffen, die erforderlich sind, um unseren Sektor zu dekarbonisieren, unsere Umwelt zu erhalten, die Widerstandsfähigkeit unserer industriellen Ökosysteme zu stärken und weiterhin gute Arbeitsplätze zu schaffen,“ heißt es in dem Briefing abschließend.

Link zum Download des Positionspapiers