BDSV und VDM warnen von Exportverboten Stahlschrott

Die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e. V. (BDSV) und der Verband Deutscher Metallhändler und Recycler e. V. (VDM) weisen auf eine neue, unabhängige Studie zu den Auswirkungen von Exportverboten für Stahlschrott hin. Die Studie stellt den Vorschlag des Europäischen Aktionsplans für Stahl und Metalle (SMAP) infrage, den Export von recyceltem Stahl („Schrott“) möglicherweise zu beschränken. Sie kommt zu dem Schluss, dass solche Maßnahmen sowohl die europäische Stahlindustrie als auch die globalen Klimaschutzbemühungen untergraben würden.

Begehrte Ware: Stahlschrott aus der Europäischen Union. Foto: AdobeStock_Stefan

Die von der Ernst-Abbe-Hochschule Jena durchgeführte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Exportbarrieren für recycelten Stahl die Märkte verzerren, Vergeltungsmaßnahmen auslösen und die Versorgungssicherheit Europas untergraben würden – ohne den EU-Stahlsektor zu stärken. Sie kommt zu dem Schluss, dass solche Barrieren das falsche Instrument sind, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern oder die Dekarbonisierung voranzutreiben, und hebt dabei folgende Argumente hervor:

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Recycelter Stahl ist ein kontinuierlich verfügbarer Rohstoff, der vollständig genutzt werden sollte.
  • Jede Tonne wieder eingeschmolzener recycelter Stahl vermeidet etwa 1,66 Tonnen CO2-Emissionen, unabhängig davon, wo er verwendet wird.
  • Die Nettoexporte Europas spiegeln eher eine geringe Inlandsnachfrage als ein Überangebot wider.
  • Die EU ist nach wie vor auf Importe von hochwertigen recycelten Materialien wie Edelstahlschrott angewiesen.
  • Die Qualität von recyceltem Stahl, nicht die Quantität, dürfte in Zukunft die größte Herausforderung sein.
  • Da der Handel mit „Schrott” sehr empfindlich auf Kostenänderungen reagiert, können Handelsbarrieren zu einer Verlagerung der Handelsströme weg von Europa führen.

Exportbarrieren bergen handelspolitische Risiken, darunter Vergeltungsmaßnahmen, die Gefahr einer Einschränkung des Zugangs zu hochwertigen Importen und einer Verringerung der weltweiten „Schrott”-Verwendung sowie einen möglichen Anstieg der globalen CO2-Emissionen.

Exportbeschränkungen sind falsches Instrument

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die EU-Politik statt Exportbeschränkungen strukturelle Herausforderungen wie hohe Energiekosten angehen, gleichzeitig die Sortierung und Vorsortierung beschleunigen, die Qualität und Zertifizierung standardisieren und Investitionen unterstützen sollte, die die Qualität von recyceltem Stahl verbessern und die Marktnachfrage ankurbeln.

Julia Ettinger, EuRIC-Generalsekretärin: „Diese Studie bestätigt, was Recyclingunternehmen seit langem sagen: Exportbeschränkungen für recycelten Stahl sind das falsche Instrument. Die EU sollte sich auf echte Lösungen konzentrieren – Senkung der Energiekosten und Investitionen in hochwertiges Recycling – anstatt sich dem Protektionismus zuzuwenden.“
Guido Lipinski, BDSV-Geschäftsführer zur Studie: „Die europäische Recyclingindustrie ist weltweit wettbewerbsfähig. Exportbeschränkungen würden diese Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen, während die Umleitung außereuropäischer Handelsströme keine positiven Auswirkungen auf die Versorgung der europäischen Verbraucher hätte, die nicht gefährdet ist.“
Prof. Dr. Frank Pothen, Autor der Studie (Download), wird die wichtigsten Ergebnisse auf der Europäischen Recyclingkonferenz 2025 vorstellen, die am 1. Oktober 2025 in Hamburg stattfindet.