9-Punkte-Vision der EN+Group plädiert für „grünes“ Aluminium

Kohlenstoffarmes Aluminium soll eine wichtigere Rolle im COVID-19-Rettungspaket und der Klimastrategie der EU spielen: Dafür hat sich Lord Barker, Vorstandsvorsitzender der En+Group, in den letzten Tagen intensiv eingesetzt. Anlässlich der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Deutschland forderte er ein klares politisches Signal zur Stärkung der Nachhaltigkeitsstrategie der Aluminiumindustrie. Mit einer 9-Punkte-Strategie will sich die EN+Group selbst dieser Aufgabe verpflichten. Dazu zählte Barker etwa die Abschaffung von Importzöllen auf grünes Rohmaterial ebenso wie Emissionssreduktion, Branding, Entwicklungsförderung und Multilateralismus.

Die derzeitigen Geldflüsse durch EU-Rettungspakete und Klimastrategien sieht Barker als Möglichkeit, um die nachhaltige Aluminiumindustrie zu fördern. „Da die EU fast 500 Milliarden Euro pro Jahr in den Übergang zu kohlenstoffarmen Technologien investieren muss, bietet sich hier eine gewaltige Chance, die durch den Einsatz von „grünem“ Aluminium wesentlich effektiver gestaltet werden kann“, erklärte er. Eine Investition die entscheidend dafür sei, um Elektroautos herzustellen, erneuerbare Energien zu integrieren und energieeffizientere Gebäude zu bauen.

Green Aluminum Vision

Die En+Group/RUSAL hat ihre „Green Aluminium Vision“ an die Selbstverpflichtung gekoppelt, die Industrie durch die Entwicklung einer neuen Klasse von „Grünem Aluminium“ in die kohlenstoffarme Wirtschaft zu führen. Die Vision plädiert ins besonders für gesonderte Zollbestimmungen für kohlenstoffarmes Rohaluminium. Eine kürzlich durchgeführte Studie schätzte die Gesamtkosten der Importzölle für die europäische nachgelagerte Industrie in den letzten 20 Jahren auf bis zu 20 Milliarden Euro.

Die Abschaffung der Zölle für kohlenstoffarmes Rohaluminium würde der Industrie in ganz Europa jährlich mehrere zehn Millionen Euro einsparen und der Industrie helfen, den Kohlenstoffgehalt ihrer Produkte zu reduzieren. Die aluminiumverarbeitende Industrie der EU beschäftigt mehr als 200.000 Menschen auf dem ganzen Kontinent, wobei 75 Prozent des primären Rohaluminiums importiert werden.

„Die „Green Aluminium Vision“ ist ein positiver und praktikabler kohlenstoffarmer Aktionsplan für unsere Industrie, der die Transparenz in den Mittelpunkt der Debatte stellt. Ohne sie riskieren wir ein Konjunkturpaket, das nicht zielgerichtet und unproduktiv für das Klima ist. Von der Nutzung von Wasserkraft zur Herstellung von Aluminium bis hin zur Investition in Spitzentechnologie, um einen energieintensiven Herstellungsprozess kohlenstofffrei zu machen – die En+Group/RUSAL besitzt die Glaubwürdigkeit, den Weg zu weisen“, erklärte Lord Barker. „Wir veröffentlichen diese Vision mit der Übernahme der EU-Präsidentschaft durch die deutsche Regierung. Deutschland hat bewiesen, dass es im Klimaschutz eine führende Rolle einnimmt. Sie haben den wirtschaftlichen Aufschwung Europas sowie eine ehrgeizige und nachhaltige Industriestrategie in den Mittelpunkt gerückt; hier kommt dem grünen Aluminium eine entscheidende Rolle zu".

Neun Prinzipien

Die „Green Aluminum Vision“ der En+ Group/RUSAL schlägt neun Prinzipien vor, die die Zukunft des grünen Aluminiums prägen können.

1. Reduktion der Emissionen: Dies bedeutet die Senkung der direkten Treibhausgasemissionen aus der Elektrolyse um 15% bis 2025 im Vergleich zu 2014; die Senkung des Energieverbrauchs um 7%; sowie die Nutzung von nahezu 100% Wasserkraft für den Schmelzbetrieb.

2. Kohlenstoffarmes Aluminium-Branding: Die Marke 'ALLOW' von En+Group/RUSAL bietet kohlenstoffarmes Aluminium mit einem unabhängig verifizierten CO2-Fußabdruck. Es wird in Schmelzhütten mit weniger als vier Tonnen CO2-Äquivalent pro Tonne Aluminium hergestellt (Emissionen der Schmelzhütte, IAI Stufe 1), wodurch Kunden ihre Emissionssenkungssziele erreichen können.

3. Transparenz des CO2-Fußabdrucks: Die En+Gruppe hat die London Metal Exchange (LME)immer wieder aufgefordert, Regeln für die Offenlegung von Emissionen einzuführen, um einen transparenteren und auf Nachhaltigkeit basierenden Handel zu fördern, und begrüßt ihre Pläne, eine Plattform für den Handel mit kohlenstoffarmem Aluminium einzurichten.

4. Zirkularität: Recycling kann die Ressourceneffizienz und die Reduzierung von Emissionen steigern und sollte mit kohlenstoffarmem Primäraluminium Hand in Hand gehen. Die Industrie sollte sich auf die Verringerung der Abfallmenge konzentrieren und sicherstellen, dass das Wachstum von der erweiterten Ressourcennutzung abgekoppelt wird.

5. Kennzeichnung der Nachhaltigkeit: Die En+Group/RUSAL wird sich für ein „Green Aluminium Label“ einsetzen, das es den Kunden ermöglichen wird, kohlenstoffarmes Primäraluminium zu kaufen, welches mit einem unabhängig verifizierten CO2-Fußabdruck hergestellt wurde.

6. Öffnung des Handels für kohlenstoffarmes Primäraluminium: Die En+Group/RUSAL fordert die Schaffung separater Zollbestimmungen für kohlenstoffarmes Primäraluminium, was die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der gesamten Industrie fördern würde.

7. Abbau von Überkapazitäten zur Gewährleistung eines fairen und umweltfreundlichen Handels: Die En+Group fordert die Schaffung eines globalen Forums für nachhaltige industrielle Entwicklung, das sich auf die Verbesserung der globalen Steuerung, die Stärkung des freien und fairen Handels und den Schutz umweltfreundlicher Produkte und Dienstleistungen vor marktverzerrenden Praktiken konzentriert.

8. Förderung von Forschung und Entwicklung: Industrieweite Anreize für die Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung könnten den Fortschritt von emissionsmindernden Technologien wie Inert-Anoden oder Innovationen, die die Rückgewinnung von verwertbarem Schrott verbessern könnten, beschleunigen.

9. Erneuerung des Multilateralismus: Die En+Group/RUSAL unterstützt eine auf Regeln basierende Weltordnung, die Reform der WTO und einen neuen Multilateralismus, der sich durch eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen Staaten und nichtstaatlichen Akteuren auszeichnet.