Schweizer Gießereindustrie: Konjunkturelle Abschwächung spürbar

Die 45 im Giesserei-Verband der Schweiz (GVS) zusammengeschlossenen Unternehmen produzierten im zurückliegenden Jahr mit einem Volumen von 42160 Tonnen rund neun Prozent weniger als im Vorjahr. Für das laufende Jahr rechnet der Branchenverband mit einer Stabilisierung auf dem etwas niedrigeren Niveau.

Die Schweizer Gießereiindustrie rechnet für 2020 mit einer Marktstabiliserung – leider auf dem niedrigeren Niveau von 2019

Dank herausragender innovativer Entwicklungen und den typisch eidgenössischen Werten in punkto Qualität, Zuverlässigkeit, Flexibilität und Liefertermintreue konnte die Schweizer Gießerei-Industrie auch 2019 im internationalen Wettbewerb ihre gute Position festigen. In erster Linie wurden Zuwachsraten durch Neuaufträge aus dem gesamten Transportwesen, insbesondere aus der Automobil- und Nutzfahrzeugindustrie erzielt. Immer komplexere Leichtbau-Gußteile zur Verringerung des CO2-Austoßes zählen zu den Spezialitäten der Schweizer Gießerei-Industrie. Vermehrt gingen auch Aufträge rund um die E-Mobilität ein. Auch aus dem gesamten Umwelt- und Energiesektor für neue nachhaltige Entwicklungen beispielsweise zur Trinkwasserversorgung und -aufbereitung kamen neue Aufträge. Für gute Produktionsauslastungen sorgte auch das anhaltend boomende Bauwesen im In- und Ausland.

In der ersten Jahreshälfte 2019 verhielt sich die Auftragslage in der Schweizer Gießerei-Industrie im stabilen Aufwärtstrend – mit kontinuierlich moderaten Zuwachsraten gegenüber 2018 in nahezu allen Anwendermärkten.

Weniger Dynamik in zweiten Halbjahr

Im zweiten Halbjahr schwächte die Wachstumsdynamik allerdings deutlich ab; bei einigen Mitgliedsunternehmen des GVS teils mit Einbußen beim Auftragseingang und der Produktionsauslastung von rund zehn bis 20 Prozent gegen Ende des vergangenen Jahres. Insgesamt sank 2019 das Produktionsvolumen der, im Branchenverband zusammengeschlossenen Schweizer Gießerei-Unternehmen, gegenüber dem Vorjahr um rund neun Prozent auf 42160 abgelieferte Tonnen.

Handelskonflikte behindern

Die gesunkenen Bestellungseingänge spiegeln den rückläufigen Konjunkturverlauf in den wichtigen Exportmärkten der Schweizer Gießerei-Industrie wider, die rund 80 Prozent des gesamten Geschäftsvolumens ausmachen. Für die deutliche Abkühlung sorgte der Handelsstreit zwischen den USA und China ebenso wie der ungelöste Brexit.

Vor allem Konzerne tätigten in diesem wirtschaftspolitisch unsicheren Umfeld 2019 zunehmend weniger größere Investitionen. Die Kunden aus der Automobilindustrie erhöhten nochmals massiv den Preisdruck, um die anstehenden Investitionen in die neuen Technologien wie Elektromobilität sowie autonomes und vernetztes Fahren zu finanzieren. Leichtbaumaßnahmen haben sich zum Standard und zu Commodity gewandelt.

Neben der global eingebrochenen Wirtschaftsentwicklung wirkten sich auch die Margeneinbußen durch die sukzessiv erneut erfolgte Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro auf das Jahresergebnis negativ aus.

Für eine schnelle Trendwende bestehen noch wenig Hinweise. Demnach rechnet die Schweizer Gießerei-Industrie in 2020 mit einer Stabilisierung des Geschäftsverlaufs auf diesem niedrigeren Niveau. Eine Chance für eine Stabilisierung besteht nur, wenn es zu keinen weiteren Konjunktur-Blockaden kommt, etwa durch neue Handelskonflikte oder eine weitere Eskalation im Nahen Osten.

Betriebe sind innovationsstark

Ungeachtet der Geschehnisse auf der weltpolitischen Bühne sind die Schweizer Gießereien anhaltend innovationsstark und investitionsfreudig und bestens dazu aufgestellt, um in nahezu allen Lebensbereichen mit der Forschung, Entwicklung und Fertigung von Hightech-Gußteilen zur Lösung der gesellschaftlichen Aufgaben unter den Aspekten Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Umweltschonung beizutragen.

Den sich laufend verändernden Rahmenbedingungen werden die Eidgenossen weiterhin mit ihrer hohen Anpassungsfähigkeit begegnen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Implementierung digitaler Technologien in der Fertigung wie auch innerhalb der Wertschöpfungsketten mit Kunden, Lieferanten und Partnern – neben der Ausbildung und Förderung von Fachkräften.